Spurensuche

Wissenschaftliches zum Turiner Grabtuch

"Betrachtet man allein die (bisherigen) Forschungsergebnisse, so brauchte man schon einen sehr starken Glauben an das Unmögliche, um noch die Meinung aufrechtzuerhalten, dass das Turiner Grabtuch ein künstlerisches Erzeugnis sei, etwa eines Malers aus dem Mittelalter.

Eine solche Meinung könnte man nach all den naturwissenschaftlichen Untersuchungen dann noch vertreten, wenn man diese exakten, einwandfreien Untersuchungsergebnisse völlig ignoriert. Das ist aber keine wissenschaftliche Haltung zur Erforschung der Wahrheit, keine ernstzunehmende Aussage, sondern höchstens die persönliche Meinung eines Phantasten.

Halten wir also … fest: Beim Turiner Grabtuch handelt es sich um ein wirkliches Grabtuch. Ist es aber das Grabtuch von Jesus Christus gewesen?"

Prof. em. Dr. Eberhard Lindner, Lehrstuhl für Technische Chemie, Hochschule Karlsruhe für Technik und Wirtschaft, in: Lindner, Eberhard: Das Grabtuch Jesu, Zeuge der Auferstehung, Karlsruhe 2009, S. 64.

Geschichte - Die Frühzeit des Grabtuchs

Die historische Überlieferungslage ist beim Turiner Grabtuch ausgesprochen schwierig. Erst ab 1389 gibt es klar zuzuordnende schriftliche Quellen. Für die Frühzeit des Grabtuchs gibt es keine Akten und Urkunden, es sind vor allem Überlieferungen und ikonographische Indizien, die zu durchaus berechtigten Hypothesen führen.

Das Johannes-Evangelium (Joh 20,5ff) betont ausdrücklich die Relevanz der Tücher im leeren Grab, sie sind ein Erstimpuls für den Auferstehungsglauben der Jünger. Gesetzt den Fall, das Grabtuch wurde von den ersten Christen aufbewahrt, so gibt es zwingende Gründe, weswegen sie es für lange Zeit weder zeigen noch davon sprechen konnten: 

  • Ein Grabtuch war im Judentum als Tuch eines Toten der Inbegriff von Unreinheit.
  • Die Verehrung des Grabtuchs samt seines Christusbildes wäre von der jüdischen Gemeinde als Bilderverehrung („Idolatrie“) verfolgt worden.
  • Für die römische Gesetzgebung wäre die Darstellung eines gekreuzigten Staatsverbrechers ein Staatsverbrechen gewesen.
  • Das Bild eines Gekreuzigten war vor dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) allgemein verpönt.

Überhaupt ist anzumerken, dass die Kunstgeschichte Bilder des Gekreuzigten erst ab dem 5. Jahrhundert kennt. Wollte man das Grabtuch aber weiter als Reliquie lebendig erhalten, musste es auf eine Weise präsentiert werden, dass es nicht als Leichentuch erkennbar war. Etwa durch eine spezielle Faltung, die nur das Antlitz sichtbar machte. Auf diese Weise wird sich nach und nach das Wissen um das Tuch als einem Grabtuch verloren haben, und die Suche nach Erzählungen zu dieser Bild-Reliquie lag nahe. Erst in byzantinischer Zeit wurde das Wissen um die Reliquie als einem Grabtuch wieder vollends bewusst. (Vgl. K. Dietz, in: Maier 2005, 105ff).

Geistliche Impulse

Mein Herz denkt an Dein Wort
„Sucht mein Angesicht“
Dein Angesicht, Herr
will ich suchen
Ich bin gewiss, zu schauen
die Güte des Herrn
im Land der Lebenden
(Psalm 27)
 

Aus dem Buch Jesaja

Seht, mein Knecht hat Erfolg, er wird groß sein und hoch erhaben. Viele haben sich über ihn entsetzt, so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen.

Jetzt aber setzt er viele Völker in Staunen, Könige müssen vor ihm verstummen. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, das sehen sie nun; was sie niemals hörten, das erfahren sie jetzt.

Wer hat unserer Kunde geglaubt? Der Arm des Herrn – wem wurde er offenbar? Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger Spross, wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden.

Er hatte keine schöne und edle Gestalt, so dass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm. Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.

Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.

Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen. Er wurde misshandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf.

Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Verbrechen seines Volkes zu Tode getroffen. Bei den Ruchlosen gab man ihm sein Grab, bei den Verbrechern seine Ruhestätte, obwohl er kein Unrecht getan hat und kein trügerisches Wort in seinem Mund war.

Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen Knecht, er rettete den, der sein Leben als Sühnopfer
hingab. Er wird Nachkommen sehen und lange leben.

Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen. Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich.
 
Deshalb gebe ich ihm seinen Anteil unter den Großen, und mit den Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Verbrecher rechnen ließ. Denn er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein.
(Jes 52,13ff; 53,1-12)